Das Hainbuchensterben – eine wachsende Bedrohung durch den Klimawandel

Der Klimawandel ist das Thema der Stunde. Er zeigt sich in vielen Ausprägungen. Im nachfolgenden Artikel ist eine weitere, weitreichende Folge für unsere Stadtbäume sichtbar.

In den letzten Jahren hat sich das Hainbuchensterben zu einer ernsthaften Bedrohung für unsere Hainbuchen (Carpinus betulus) entwickelt. Diese Krankheit, die durch den Pilz Anthostoma decipiens verursacht wird, zeigt, wie empfindlich unsere urbanen Ökosysteme auf Veränderungen reagieren. Im Zuge des Klimawandels und den damit einhergehenden extremen Wetterbedingungen nimmt die Verbreitung dieser Pilzerkrankung besorgniserregend zu. Viele Bäume sind geschwächt von den Vorjahren. Die Dürre 2018 bis 2020 war die extremste seit 250 Jahren. Doch was genau steckt hinter dem Hainbuchensterben, und welche Maßnahmen können wir ergreifen, um unsere Stadtbäume zu schützen?

Was ist das Hainbuchensterben?

Das Hainbuchensterben wird durch den Pilz Anthostoma decipiens verursacht. Dieser Pilz ist seit Ende des 19. Jahrhunderts in Mitteleuropa bekannt und wurde lange Zeit als harmloser Totholzzersetzer eingestuft. Doch in den letzten Jahren hat sich das Bild verändert. Vermehrt treten Schäden an lebenden Hainbuchen auf, insbesondere in urbanen Gebieten und an stressbelasteten Standorten.
Bei dem Pilz erfolgte ein Strategiewechsel, hin zur Pathogenität.

Erste Anzeichen und Verlauf der Krankheit

Ein erster Hinweis auf eine Infektion ist eine schüttere Krone. Teile der Krone sterben ab oder verfärben sich gelblich. Dies tritt sowohl an Standorten mit hoher Sonneneinstrahlung als auch in halbschattigen Bereichen auf, was die genaue Ursachenbestimmung erschwert. Die Krankheit äußert sich weiter durch Saftaustritt und Rindenläsionen. Die betroffenen Rindenpartien werden nach einiger Zeit nekrotisch, insbesondere an bereits vorgeschädigten Stellen, wie Sonnennekrosen oder kleinen Rissen.

Foto: Daniela Antoni

Ein charakteristisches Symptom sind leuchtend orangefarbene, gallertartige Klumpen, die aus der äußerlich noch intakten Rinde hervortreten. Diese Sporenmassen können durch Starkregen abgewaschen und weitergetragen werden, was als Splash-Effekt bezeichnet wird. Im Laufe des Jahres verfärben sich die Sporenlager schwarz, und die Pilzinfektion schreitet voran.

Foto: Daniela Antoni

Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit

Das rasche Absterben infizierter Bäume, oft innerhalb nur einer Vegetationsperiode, stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Die Bruchsicherheit der Krone und der Äste ist stark beeinträchtigt. Um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten, ist eine zeitnahe Entnahme erkrankter Hainbuchen unumgänglich. Besonders in hochfrequentierten Bereichen und an ortsbildprägenden Bäumen muss der Kontrollzeitraum verkürzt werden, um potenzielle Gefahren frühzeitig zu erkennen und zu beseitigen.

Foto: Daniela Antoni

Erkenntnisse aus dem Labor

Laborversuche haben gezeigt, dass der Pilz Anthostoma decipiens nicht nur Hainbuchen befällt, sondern auch andere Baumarten der Familie Betulaceae infizieren kann. Versuche an Haselnuss (Corylus avellana) und Hopfenbuche (Ostrya carpinifolia) waren erfolgreich, was auf ein breiteres Wirtsspektrum hinweist. Besonders gefährdet scheint die Sorte Carpinus betulus ‚Fastigiata‘ zu sein.

Empfehlungen für Hygiene und Arbeitsschutz

Obwohl die Sporen des Pilzes nicht als potenziell gesundheitsgefährdend eingestuft sind, ist Vorsicht geboten. Um eine Ausbreitung zu verhindern, sollten Geräte nach dem Einsatz mit 70%-igem Alkohol gereinigt werden. Pilzsporen können durch den Wind, Tiere oder den Menschen weitergetragen werden. Aufgrund der hohen Bruchgefahr erkrankter Bäume sollten Arbeitsaufträge entsprechend angepasst werden.

Foto: Eva Adelmann

Ausblick und präventive Maßnahmen

Hitze- und Trockenstress werden als Hauptfaktoren für die Ausbreitung des Hainbuchensterbens angesehen. Standraumbeengung sowie Stamm- und Wurzelverletzungen könnten zusätzliche Stressfaktoren sein. Angesichts des Klimawandels und der zunehmenden Wetterextreme ist eine Zunahme der Schäden, insbesondere im urbanen Raum, zu erwarten. Zukünftig sollten trockenheiße Standorte für Hainbuchen und möglicherweise auch für Hopfenbuchen vermieden werden.

Fazit Hainbuchensterben

Foto: Daniela Antoni

Das Hainbuchensterben zeigt eindrucksvoll, wie empfindlich unsere Bäume auf klimatische Veränderungen reagieren. Um die Ausbreitung dieser Krankheit einzudämmen, sind weitere Studien und gezielte Maßnahmen erforderlich. Wir müssen unsere Stadtbäume schützen und bewahren, um ihre Gesundheit und Stabilität auch in Zeiten des Klimawandels zu gewährleisten.

Klimaschutz ist das Gebot der Stunde.

Dieser Fachartikel findet sich ausführlich in der Ausgabe X/2024 der TASPO und kann dort mit Quellenangaben und wissenschaftlichen Verweisen nachgelesen werden.

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