Zottiger Schillerporling

Ein Zottiger Schillerporling (Inonotus hispidus). Wohl einer unserer auffälligsten Baumpilze.

Zottiger Schillerporling
In der Baumkontrolle ist er zwingend zu erkennen, da er im Wirt eine teils intensive Weißfäule und Moderfäule verursacht.
Ab Juni taucht er am Stamm von meist vorgeschädigten Bäumen auf und zeigt sich zu Beginn optisch in einem grellen Orange.
Im weiteren Reifeprozess der bis in den Herbst anhält, verändert er sich äußerlich stark.
Im Winter ist er als völlig schwarzer Fruchtkörper zu identifizieren, der irgendwann vom Baum abfällt und im Baumumfeld zu finden ist (Prüfungsfrage!).

Der Zottige Schillerporling ist ein relativ häufiger Baumpilz in Deutschland.
Zusätzlich zum Holzabbau ist es ihm möglich, sich im Kambium zu verbreiten, was sich oftmals in Rindennekrosen zeigt.
Ein Befall kann womöglich vermieden werden, wenn der Schnittzeitpunkt optimal (Mai/Juni) gewählt wird (SCHWARZE, 1992), da der Zottige Schillerporling gerne über frische Wunden in den Stamm eintritt. Hat er sich erst einmal etabliert, bedingt das irgendwann das Absterben des betroffenen Baumes.

Erkennungsmerkmale des Zottigen Schillerporlings

Von der Form bildet der große Pilz konsolenförmige, oftmals auch einzelne oder zu mehreren, dachziegelartig übereinander stehender Fruchtkörper.
Er wird bis zu 30 cm breit und kann eine Dicke von bis zu 10 cm erreichen.

Im frischen Stadium leuchtet der Zottige Schillerporling in grellem Orange und erinnert an einen Badeschwamm, weil seine Oberseite rostbraun ist und eine samtige Struktur aufweist.
Durch den hohen Wassergehalt ist er zunächst sehr schwer.
In fortgeschrittenem Zersetzungsstadium ist der Pilz komplett schwarz und sehr leicht.

Zottiger Schillerporling in der Baumkontrolle

Der Pilz verursacht sowohl eine Weißfäule, als auch eine Moderfäule.
Er tritt sowohl am Stamm, als auch im Kronenbereich in Erscheinung.
Je nach Wirtsbaumart zählt er zu den gefährlicheren Baumpilzen und ein Befall ist stets Ernst zu nehmen.
Ob die Klopfprobe mit dem Schonhammer zur Abklärung der Bruchsicherheit ausreicht, oder eine Eingehende Untersuchung nötig ist, muss vor Ort entschieden werden.

Zeitliches Auftreten: Von Juli bis September findet man junge, frische Konsolen am Stamm oder in der Krone.
Im restlichen Jahr sollte die Kronentraufe zwingend auf herabgefallene Pilzfruchtkörper untersucht werden.


Die Fachliteratur nennt vorrangig Apfel, Gemeine Esche, Platane, div. Mehlbeeren und Echte Walnuss als Wirtsbaumarten. Doch auch an anderen Laubhölzern ist der Pilz nachzuweisen. Ein Vorkommen an Nadelgehölzen ist nicht bekannt.

Verwechslungsmöglichkeiten

Verwechslungsmöglichkeiten ergeben sich beim Zottigen Schillerporling mit dem Tropfenden Schillerporling und anderen Porlingsarten.

Wichtig:
Je nach Baumart, Alter und Vitalitätszustand, müssen individuelle Entscheidungen vom Baumkontrolleur/der Baumkontrolleurin getroffen werden.
Zur Einstufung der Relevanz:

Zottiger Schillerporling differenziert nach Baumart

Zottiger Schillerporling an Esche

Die Esche zählt zu den eher schwach abschottenden Baumarten. Die sog. Delignifizierung des Holzes geht hier stärker von statten, da sich die Mittellamellen durch die Ausbreitung der Hyphen des Zottigen Schillerporlings in den Zellen der Holzstrahlen voneinander trennen.
Das führt zur Auflösung der stabilen Struktur, da sich kleine Risse bilden und das Holz über kurz oder lang zerfällt.
In Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass das Holz hier nur eine schwache Abschottungszone generiert, ohne dass deutliche Reaktionszonen gebildet werden. An Esche ist der Zottige Schillerporling somit als gefährlicher einzustufen.

Zottiger Schillerporling an Platane

Platanen zählen zu den effektiv abschottenden Baumarten.
Im Gegensatz zur Esche bleiben die Zellwände der Holzstrahlen bei der Platane weitgehend erhalten. Es dauert hier deutlich länger, bis die Zellwände abgebaut werden (SCHWARZE u. FINK, 1997), weswegen der Zottige Schillerporling hier als weitaus weniger gefährlich eingestuft wird.

Zottiger Schillerporling an Walnuss
Zottiger Schillerporling an Walnuss

An dieser Walnuss sollte nicht zuletzt wegen des Spechtlochs eine Überprüfung der Bruchsicherheit erfolgen.

Gemeinsam hat jeder Befall egal an welcher Baumart, dass er zwingend sachverständig abgeklärt werden sollte.
Insbesondere in der Krone, wo eine Klopfprobe mit dem Schonhammer nicht erfolgen kann, ist eine Überprüfung mittels Hubarbeitsbühne oder per Seilklettertechnik ratsam, wenn Verdachtsmomente vorliegen (z. B. Baumart, ungünstiger Habitus, etc.) die ein Bruchversagen wahrscheinlich machen.

Da der Zottige Schillerporling zu den einjährigen Pilzen zählt ist er im Zuge einer Ersterfassung schwer zu beurteilen.
Die Fruchtkörper liefern keinerlei Rückschlüsse darauf, wie lange der Pilz schon am betreffenden Wirtsbaum etabliert ist.

Das weitere Vorgehen sollte somit wohl überlegt sein.

Der Zottige Schillerporling profitiert leider stark vom Klimawandel und den warmen Temperaturen, weswegen wir ihn wohl öfter an unseren Bäumen vorfinden werden in Zukunft.

Eine eventuell nötige Fällung eines befallenen Baumes, ist im Zuge des Naturschutzes und der hohen Bedeutung von Altbaum- und Totholzstrukturen unbedingt zu überdenken.
An geeigneten Stellen oder nach Kommunikation mit der Öffentlichkeit, kann das Belassen eines Habitatbaumes eine Alternative sein, um absterbende Strukturen zu erhalten für die nötige Artenvielfalt.
Viele Insektenarten sind zwingend auf Totholz angewiesen.

Für mehr Informationen über Baumpilze, können Sie HIER meine Bestimmungshilfe
„Pilze an Stadtbäumen – von frisch bis zersetzt“ erwerben.

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Nur so kann der Wert einer fachlichen Baumkontrolle weitergetragen werden.
Danke…
Ihre Baumexpertin
Daniela Antoni